In der Baumschule

Vielleicht eine kleine Hilfe für alle, die etwas für ihren Deutschunterricht suchen und beim Googlen verzweifeln, weil sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. - Hierbei handelt es sich um meine eigenen Gedanken, also übernehme ich dafür natürlich keine Garantie.

Tuesday, December 05, 2006

 

Charakteristik von Gregor:

Gregor erfährt in dem Roman eine Wandlung vom treuen Parteisoldaten hin zum selbstbestimmten, handeln Individuum und durch die stetige Abkehr von der Partei zur Freiheit. Gleichzeitig knüpft er ein Netz zwischen den isolierten Protagonisten und treibt, immer nach einer Taktik suchend, die Handlung voran.

Als in Untergrund lebender KPD-Funktionär ist er gewohnt, sich unauffällig zu geben. "Man darf keine Gewohnheiten annehmen,(..), Gewohnheiten verraten (S. 83) Dies zeigt sich auch in der ersten Begegnung mit Judith, die sein Äußeres so beschriebt: "ein Mann nicht größer als sie selbst, ein junger Mann (S. 102) ", "ein mageres, helles, unauffälliges Gesicht, ein Gesicht, das einem Automonteur gehören konnte oder einem Laboranten oder einem Mann, der Manuskripte entzifferte, deren Texte ihn nicht interessierten, oder einem Flieger.“(S. 110)

Trotzdem erkennt Judith auch, dass Gregor ein Mensch der Tat ist. Einer, der handeln möchte: „Etwas sehr Erfahrenes und Altes lag in diesem jungen Gesicht ... die Schläfen und das Kinn zeigten Schläue, verrieten Tempo, verlässige Schnelligkeit und Intelligenz.“ (S. 110)

Die KPD hat ihn in den 30er Jahren an der Lenin-Akademie in Moskau ausbilden lassen, und schon damals begannen seine Zweifel an deren Ideologie. Nach einem Manöverbesuch bei der Roten Armee im russischen Tarasovka, "wo ihm der goldene Schild wichtiger gewesen war als die Einnahme der Stadt" (S.24), musste er erfahren, dass seine deutsche Freundin Franziska im Rahmen der stalinistischen Säuberungen verhaftet worden war (S.113). Sie hatte ihre unabhängige Meinung vertreten und war nicht den starren vorgegebenen Parteiparolen und -erklärungen gefolgt.

Trotzdem war Gregor weiterhin der Partei treu geblieben und hat als Parteisoldat funktioniert. Als er nach Rerik kommt, um dort die Arbeit der Partei im Untergrund neu zu organisieren, ist ihm aber schon bewusst, dass dies sein letzter Auftrag für die Partei sein wird und er von dort ins Ausland fliehen will. Als er auf den Fischer Knudsen, seinen Kontakt vor Ort, wartet, entdeckt er in der Kirche den „lesenden Klosterschüler“. Dieser steht als Symbol für die geistige Freiheit, nach der Gregor so sehr sucht. Und in dem sich Gregors Ablösungsprozess von der Partei widerspiegelt. Anfangs seiner Betrachtung vergleicht Gregor den Klosterschüler mit sich selbst „Das sind wir, dachte Gregor. (...) Genauso sind wir in der Lenin-Akademie gesessen.“ Doch dann erkennt er etwas anderes: „Er ist anders, als wir waren, vogelgleicher. Er sieht aus, wie einer, der jederzeit das Buch zuklappen kann und aufstehen, um etwas andres zu tun. (...) ...sich nicht von den Texten überwältigen lassen? Die Kutte nehmen und trotzdem frei bleiben? (...) Ich hab einen gesehen, der ohne Auftrag lebt. Einen, der lesen kann und dennoch aufstehen und fortgehen.“( S.44/45)Diese Eindrücke bestärken Gregor nun weiter in seiner Abkehr von der Partei und geben ihm die Kraft für seine kommenden Aufgaben.

Als nun Knudsen in die Kirche zu dem Treffen auftaucht und Gregor erklärt, dass er seinen Kopf nicht mehr für die Partei riskieren möchte, liegt nicht mehr viel Energie und Überzeugung in Gregors Worten. „Er wusste, dass nicht sehr viel Energie hinter seinen Worten saß. (...) Der Mann hat ganz recht, dachte Gregor. (...) Man musste übrigbleiben, darauf kam es an. Aber er durfte ihm nicht zustimmen, das wäre gegen die Parteilinie gewesen.“( S.48 ) Schließlich erkennen beide Männer gegenseitig, dass sie den Kampf für die Partei aufgeben wollen. „Als Kurier? fragte er. – Nein, sagte Gregor. – Du willst also kneifen? – Du kannst es auch so nennen, antwortete Gregor. ( S. 50 ) Gregor will nun Knudsen auch zur Flucht überreden, doch dieser lehnt ab, aus Sorge um seine Frau Bertha.

Durch die Begegnung mit Helander, der Knudsen überreden will, die Holzplastik nach Schweden zu bringen, macht Gregor die Rettung der Plastik zur eigenen Sache. Seine Aktion "Lesender Klosterschüler" treibt ihn an und gibt ihm das Gefühl von Freiheit, auch ohne Partei handeln zu können. Und so erfindet er kurzerhand eine neue Taktik: „ Du wirst es nicht glauben, sagte Gregor zu Knudsen, aber du wirst das Ding nach Schweden bringen.“ ( S. 56 ) „ ..., du kennst die neue Taktik der Partei nicht. Wir arbeiten jetzt mit allen zusammen: mit der Kirche, mit den Bürgern, sogar mit den Leuten von der Armee. Mit allen, die gegen die Anderen sind.“

Als er das Mädchen Judith entdeckt, erweitert er spontan seinen Plan zur Aktion "Jüdisches Mädchen". Auch sie will er nun retten. Und übermütig beginnt er das Gefühl der Freiheit zu genießen. „Die Aktion >Lesender Klosterschüler<. Oder wares jetzt schon die Aktion >Jüdisches Mädchen
Im Laufe der Aktion festigt sich Gregors Haltung, dass nur der selbstkritisch handelnde Mensch, der auch das Wohl seiner Mitmenschen vertritt, frei wählen und handeln kann. Er verzichtet darauf nach Schweden mitzukommen, um bei dem verletzten Knudsen zu bleiben und um Judith zu retten. Und erkennt nun wie sehr Knudsen ihn gehasst hat: „Keine Angst, sagte Gregor, ich hab ihn nicht lebensgefährlich verletzt. Wenn Sie weg sind, kümmere ich mich um ihn. – Aber Sie müssen jetzt weg! (...) Willst Du nicht mitfahren? fragte er (Knudsen) Gregor. (...) Nein, sagte Gregor, ich hab es dir doch gesagt. Es ist gelogen, dachte er, ich möchte mitfahren. (...) Dann will ich das Boot übernehmen, sagte er (Knudsen), das Mädchen kann mitfahren. – Mein Gott, dachte Gregor, dieser Mann hat mich gehasst. Alles, was er seit heute Nachmittag getan hat, seitdem er mich in der Kirche getroffen hat, ist eine Folge seines Hasses gegen mich gewesen.“ ( S. 140)

Monday, December 04, 2006

 

Charakteristik von Helander:

Helander ist der evangelische Pfarrer von Rerik. Er weigert sich den Anderen den „lesenden Klosterschüler“, ein als entartet eingestuftes, expressionistisches Kunstwerk, auszuliefern, denn gerade, weil die Anderen es aus Helanders Kirche entfernen wollen, wird dieses Kunstwerk zum größten Heiligtum in seiner Kirche und zum Symbol für geistige Freiheit und Widerstand, den die meisten seiner Amtskollegen schon längst aufgegeben haben.

(Seite 29, Absatz 2) „Weil die Anderen den >Klosterschüler< angreifen, dachte Helander, ist er das große Heiligtum. Den mächtigen Christus auf dem Altar lassen sie in Ruhe, sein kleiner Schüler ist es, der sie stört. Das Mönchlein, das liest. Der ganze Riesenbau der Kirche wird um dieses stillen Mönchleins willen auf die Probe gestellt, dachte Helander. Und: die Kirche, das bin leider nur ich.“

Helander befindet sich in einem Glaubenskonflikt. Er fühlt sich vor allem von Gott allein gelassen und auch innerhalb der Kirche ist er isoliert. Helander kann sich die Anderen und deren Herrschaft nur durch die Abwesenheit Gottes erklären, denn wenn Gott da wäre, dann würde er so etwas nie zulassen.

(Seite 95, Absatz 3) „Irgendwo hatte er einmal gelesen, dass Ingenieure jetzt in der Lage waren, >schalltote< Räume zu konstruieren. Das war die richtige Bezeichnung. Die Stadt, die Kirche und das Pfarrhaus waren zu einem schalltoten, echolosen Raum geworden, seitdem die Anderen gesiegt hatten. Nein, nicht seitdem die Anderen gekommen waren, sondern seitdem Gott sich entfernt hatte. Der hohe Herr hält es nicht für nötig, anwesend zu sein, dachte der Pfarrer höhnisch und erbittert. Vielleicht hat der dringendere Geschäfte. Vielleicht liegt der einfach nur auf der faulen Haut. Jedenfalls hat er uns in Rerik seit Jahren nicht mehr besucht. Nicht einmal ein paar Zeichen auf die Kirchenwand geschrieben, ...“

Trotzdem wartet Helander immer auf ein Zeichen von Gott, das ihm zeigt, dass er da ist. Oft starrt er lange auf die rote Backsteinmauer der Kirche gegenüber seines Arbeitszimmers, in der Hoffnung darauf ein Zeichen von Gott erkennen zu können.

(Seite 10, Absatz 4) „Er hob den Blick: die Querschiffwand. Dreißigtausend Ziegel als nackte Tafel ohne Perspektive, zweidimensional, braunes Rot ... [ ] ... ohne Tiefe vor seinem, Helanders, Fenster hängend, sein jahrzehntelanges Gegenüber, die Tafel, auf der die Schrift nicht erschien, auf die er wartete, so dass er sie mit seinen eigenen Fingern bemalte, das Geschriebene immer wieder auswischte, neue Worte und Zeichen schrieb.“

Und erst als er im Widerstand gegen die Anderen stirbt, sieht er im Augenblick des Todes dieses Zeichen von Gott auf der Mauer der Kirche.

(Seite 157, Absatz 2) „Herrgott, erinnerte er sich plötzlich, die Schrift! Jetzt muss sie doch erscheinen, die Schrift auf der Wand meiner Kirche. Die Schrift, auf die ich mein Leben lang gewartet habe. Er wandte sich um und blickte auf die Wand, und während er die Schrift las, spürte er kaum, wie das Feuer in ihn eindrang, er dachte nur, ich bin lebendig, als die kleinen heißen Feuer in ihm brannten.“

Helander weiß, dass den Klosterschüler in Sicherheit vor den Anderen zu bringen, sein Todesurteil ist. Trotzdem bittet er den politischen Feind, den kommunistischen Fischer Knudsen, darum ihm bei der Rettung des Klosterschülers zu helfen und diesen ins Ausland zu schmuggeln.

(Seite 95, Absatz 2) „Den >Klosterschüler< retten heißt: morgen früh abgeführt zu werden. In ein Konzentrationslager mit dem Tod im Bein.“

Helander wurde im Ersten Weltkrieg nach einer Verletzung ein Bein amputiert und da in letzter Zeit seine Schmerzen immer stärker werden, weiß er, dass er nicht mehr allzu lange zu leben hat. Und als ihm der Doktor bestätigt, dass er todkrank ist, ist Helander bereit auch den letzten Schritt zu gehen und im aktiven Widerstand zu sterben und fällt im Kampf, als ihn die Anderen holen kommen wollen. Als Rechtfertigung dafür die Anderen zu töten wie auch für seinen Freitod, den ein Kampf mit den Anderen zweifellos zur Folge haben wird, dient Helander die Abwesenheits-Gottes-Theologie von Karl Barth:

(Seite 97, Absatz 2) „Wie hatte er (Helander) sich bisher den Sieg der Anderen erklärt? Sehr einfach – Gott war abwesend, er lebte in der größten überhaupt denkbaren Ferne, und die Welt war das Reich Satans. Die Lehre des großen Kirchenmannes aus der Schweiz *(Karl Barth), der Helander anhing, war so einfach wie überzeugend. Sie erklärte, warum Gott die Welt als einen schalltoten Raum konstruiert hatte. In einem solchen Raum konnte man Gebete nur für sich selbst sprechen, nur in die eigene Seele hineinflüstern. Keinesfalls durfte man sich einbilden, von Gott gehört zu werden. Man betete nur, weil man wusste, dass es Gott gab; er weilte zwar in unerreichbarer Ferne, aber es gab ihn, er war nicht etwa tot. Gänzlich sinnlos war es Schreie auszustoßen, die Schreie eines Gefolterten. Natürlich hatte man Satan Widerstand zu leisten, man hatte zu predigen, aber nur, um die Leute darauf hinzuweisen, dass die Welt dem Teufel gehöre und dass Gott ferne sei. Es gab keinen Trost, und es machte die Größe dieser Lehre aus, dass es keinen Trost gab. Aber sie machte auch das Martyrium sinnlos; welchen Sinn hatte es, sich foltern zu lassen und zu schreien, wenn Gott einfach keine Kenntnis davon nahm, wenn die Wände des schalltoten Raumes der Welt die Schreie glatt verschluckten. Merkwürdig, dachte Helander, dass die Aufrechtesten unter seinen Amtsbrüdern **(z.B.: Dietrich Bonhoeffer) diejenigen waren, die der trostlosen Lehre anhingen. Die den Sinn des Martyriums leugneten, gerieten am leichtesten in Verfolgung und Folter. Sie hatten sich quälen zu lassen, nicht für die Nähe Gottes, sondern für seine Ferne; sie hatten zu sterben, weil sie das Reich der Anderen ohne jeden Kompromiss zum Reich des Bösen erklärten, wie die Lehre es vorschrieb.“

Während der größte Teil der christlichen Kirchen seine Augen vor den Gräueltaten der Nationalsozialisten verschloss, begannen einige evangelische Theologen, wie z.B. Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer, sich gezielt von dieser erduldenden, verzeihenden und opportunistischen Kirche abzuwenden und eine Theologie des Widerstandes zu entwickeln. Auf der Annahme basierend, dass Gott abwesend sein musste und Satan (den Nationalsozialisten) die Herrschaft über die Welt überlassen habe, war es nun auch einem Christen möglich, aktiv Widerstand zu leisten, im Notfall auch mit der Waffe. Denn ohne die Anwesenheit Gottes war der Mensch nun gezwungen selbstbestimmt und -verantwortlich zu handeln: „... Gott will verlieren, damit der Mensch gewinne.“ Auch galt nicht länger uneingeschränkt das Gebot der Nächstenliebe. Man war als Christ nicht länger in der Pflicht seinen Feind zu lieben und ihm die andere Wange hinzuhalten. Man durfte oder besser man musste, da Gott während seiner Abwesenheit diese Aufgabe nicht übernehmen konnte, das Böse beim Namen nennen, es bekämpfen und notfalls im aktiven, Gewalt anwendenden Widerstand sterben.

*Karl Barth (1886 Basel - 1968 Basel) war ein evangelisch-reformierter Theologe aus der Schweiz. Er gilt im Bereich der europäischen evangelischen Kirchen aufgrund seiner theologischen Gesamtleistung als „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“. (Quelle: Wikipedia)

**Dietrich Bonhoeffer (1906 -1945 im KZ Flossenbürg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. (Quelle: Wikipedia)

Aus einem Brief von Barth an Bonhoeffer, der sich 1933 noch in London befand: „Sie müßten jetzt alle noch so interessanten denkerischen Schnörkel und Sondererwägungen fallen lassen und nur das eine bedenken, daß Sie ein Deutscher sind, daß das Haus Ihrer Kirche brennt, daß Sie genug wissen und, was Sie wissen, gut genug zu sagen wissen, um zur Hilfe befähigt zu sein, und daß Sie im Grunde mit dem nächsten Schiff auf Ihren Posten zurückkehren müssten.“ (Quelle: Wikipedia)

Aus einer Predigt Bonhoeffers: „Wir müssen uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird. Aber dieses Blut, wenn wir denn wirklich noch den Mut und die Treue haben, es zu vergießen, wird nicht so unschuldig und leuchtend daher kommen wie das der ersten Zeugen. Auf unserem Blute läge große eigene Schuld: die Schuld des unnützen Knechtes.“ (Quelle: Wikipedia)

Sunday, December 03, 2006

 

Sansibar oder der letzte Grund – Inhaltsangabe

In dem Ostseestädtchen Rerik treffen im Herbst 1937 mehrere Personen aufeinander, die aus verschiedenen Gründen vor dem nationalsozialistischen Regime fliehen wollen.

Der kommunistische Funktionär Gregor, den das ZK geschickt hat, um die Arbeit der Partei in Rerik neu zu organisieren und der dort Kontakt zu den Genossen im Untergrund (Knudsen) aufnehmen soll. Und der trotz seiner engagierten Arbeit für das ZK, seit dem Tod seiner Geliebten, die durch den roten Terror in Moskau ums Leben kam, der Partei skeptisch gegenübersteht und diese nun verlassen möchte. Rerik soll für ihm sein letzter Auftrag sein, eigentlich sucht er nach einer Fluchtmöglichkeit auf einem Schiff ins Ausland.

Der Fischer Knudsen ist das letzte Mitglied der kommunistischen Partei in der Stadt Rerik und der Kontaktmann für Gregor. Doch Knudsen hat innerlich schon mit der Partei abgeschlossen, weil sie bei der Machtergreifung der Nazis in seinen Augen versagt hat und weil er lieber nichts riskieren möchte, da seine Frau an einer Geisteskrankheit leidet und er nicht riskiren will, dass man andernorts auf sie aufmerksam wird. Gleichzeitig ist seine Frau auch der Grund dafür, dass für Knudsen eine eigene Flucht nicht in Frage kommt. Er liebt sie und will sie nicht alleine lassen, obwohl auch Knudsen schon mit dem Gedanken an Flucht gespielt hat, doch letztendlich für sich beschlossen hat, bei seiner Frau zu bleiben und sich ruhig zu verhalten, bis eines Tages die Herrschaft der Anderen zu Ende sein wird, um dann den Kommunismus wieder neu auferstehen zu lassen.

Der Junge, der Schiffsjunge bei Fischer Knudsen ist, hat drei Gründe, warum er aus Rerik weg will. Der erste Grund ist, dass dort nie etwas passiert. Der zweite Grund ist, dass die Leute in Rerik seine Vater, der auf See verschwunden ist, für einen Säufer halten, der sein Schicksal verdient hat. Und der dritte Grund ist Sansibar! Sansibar steht als Synonym für Freiheit und Abenteuer, die der Junge in der weiten Welt erleben könnte, wenn er nur auf dem Meer davon fahren könnte, wie einst Tom Sawyer und Huckleberry Finn auf dem Mississippi.

Der Pfarrer Helander ist ein Kriegsveteran, dem im ersten Weltkrieg ein Bein amputiert wurde. Anfangs war er von der Machtergreifung der Nazis begeistert gewesen und hatte Knudsen prophezeit, dass es den Kommunisten jetzt an den Kragen gehen würde, doch musste er mit der Zeit feststellen, dass nicht nur die Kommunisten von den Nazis bedroht waren, sondern dass die Herrschaft und Kontrolle der Anderen in alle Bereiche des Lebens hinreichten. Nicht zuletzt auch in die der Kirche, denn Pfarrer Helander soll den Nazis die expressionistische Holzfigur „des Lesende Klosterschülers“ ausliefern, die er für seine Kirche gekauft hatte und die nun als entartet gilt. Um den „Klosterschüler“ vor der Vernichtung durch die Anderen zu retten, springt Helander über seinen Schatten und bittet den politischen Ex-Feind Knudsen um Hilfe. Er soll die Figur für Helander auf seinem Kutter nach Schweden schmuggeln, was dieser zunächst ablehnt.
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Die Jüdin Judith, die aus reichem Haus stammt und deren Mutter sich am Tag zuvor vergiftet hatte, um es Judith leichter zu machen, das Land zu verlassen und vor den Anderen zu fliehen, will in Rerik ein Schiff finden, dass sie außer Landes bringt, da der Hafen der kleinen Stadt wohl nicht so überwacht werden würde.

Knudsen und Gregor treffen sich das erste Mal in der Kirche von Pfarrer Helander, in der Gregor auch den Klosterschüler das erste Mal erblickt und in ihm die Freiheit zur Entscheidung zu erkennen glaubt, die er sich selbst nie zugestanden hat. Doch weder Gregor noch Knudsen sind wirklich an einer weiteren Arbeit für die Partei interessiert, was sie sich gegenseitig anmerken und bei Knudsen einen Hass auf Gregor weckt. Als Pfarrer Helander zufällig zu den beiden in die Kirche kommt, beschließt Gregor die Angelegenheit mit dem Klosterschüler zu der der Kommunistischen Partei zu machen, indem er eigenmächtig beschließt, jeden zu unterstützen, der gegen die Anderen ist und er befiehlt Knudsen die Figur nach Schweden zu bringen.
Währendessen versucht Judith sich an den betrunkenen Ersten Offizier eines schwedischen Frachters heranzumachen, um ihn dazu zu bringen, sie heimlich mitzunehmen. Doch den unreifen, jungen Mann verlässt schnell der Mut, als er wieder nüchtern wird und er bittet Judith wieder von Bord des Frachters zu gehen, auf dem sie sich bereits auf dem Weg nach Schweden wähnte.
Mittlerweile hat Knudsen sich doch einen Ruck gegeben und beschlossen die Figur des Pfarrers zu retten, weil es sonst niemand gibt, der das tun könnte. Und vereinbart einen Treffpunkt mit Gregor, der die Figur bringen will, nach draußen in der Nähe des Leuchtturms.
Doch Gregor ist noch nicht zufrieden damit, dass die Figur gerettet werden soll. Nun will er auch die Jüdin Judith retten. Er sieht darin nunmehr seine eigene Aktion, nicht mehr die der Partei und er erfährt dabei endlich ein Gefühl von Freiheit.
Knudsen, der nichts davon weiß, dass er auch Judith retten soll und der schon beschlossen hatte, die Figur "des Klosterschülers" irgendwo über Bord zu werfen, um nicht nach Schweden zu müssen, will Judith nicht mitnehmen, da das seine Pläne ändern würde und er doch noch nach Schweden müsste.
Daraufhin schlägt Gregor Knudsen nieder. Und fragt den Jungen, ob er das Schiff steuern kann. Der Junge erkennt seine Gelegenheit Rerik endlich zu verlassen und fällt Knudsen in den Rücken und stimmt zu, das Schiff auch ohne Knudsen nach Schweden zu bringen.
Als der niedergestreckte Knudsen mitbekommt, dass Gregor sich tatsächlich für Judith und die Figur opfern, auf seine eigene Flucht verzichten und mit dem Fischer zusammen zurückbleiben will, um diesen zu bewachen, ändert Knudsen seine Meinung und bietet an, den Kutter selbst nach Schweden zu bringen.
Und während Knudsen mit seinen Passagieren in See sticht, bleibt Georg zurück. Im Morgengrauen läuft er zurück zur Kirche von Pfarrer Helander und grüßt diesen ein letztes Mal, bevor Gregor Rerik so verlässt, wie er gekommen war: als unauffälliger, kleiner, grau gekleideter, junger Mann auf einem Fahrrad.
Pfarrer Helander, der nach Gregors Gruß weiß, dass der Klosterschüler und Judith in Sicherheit sind, ist nun bereit zu sterben. Er weiß, dass ihm die Anderen das Verschwinden der entarteten Figur nicht durchgehen lassen werden. Als sie kommen, ihn zu holen, leistet er mit der Waffe Widerstand und stirbt im Kampf.
Mittlerweile in Schweden angekommen, nützt der Junge seine Chance und verlässt das Schiff, in der Absicht nicht mehr mit Knudsen zurückzufahren, doch ihm ist klar, wenn Knudsen ohne ihn nach Rerik zurückkäme, dass das das Todesurteil für den Fischer bedeuten würde. So opfert der Junge am nächste Morgen seinen Traum von Abenteuern und Sansibar und kehrt zu Knudsen, der auf ihn gewartet hatte, auf den Kutter zurück und fährt mit dem Fischer nach Hause.

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